Neue Routen, alte Risiken?

Die Istanbul Bridge hat am 15.10.2025 Hamburg erreicht – nach nur 20 Tagen Transitzeit auf der neuen China-Europe Arctic Express Route. Eine Nachricht, die aufhorchen lässt: 13.900 Kilometer durch das Eismeer, abgekürzt durch die Nordostpassage – eine Strecke, die aktuell beinahe doppelt so lange dauert, wenn Schiffe durch den Suezkanal (20.400 Kilometer) fahren müssen.

Doch wie bewerten wir diese Entwicklung aus sicherheits- und geopolitischer Sicht?

💬 Unser Kollege Tim Boch (Experte für maritime Logistik und Supply Chain Management) ordnet ein: „Die sehr kurze Transitzeit von Asien nach Europa mit rund 20 Tagen mag auf den ersten Blick verlockend klingen.
Dennoch gilt es zwei zentrale Punkte kritisch zu berücksichtigen:
Erstens führt diese Route durch ein hochsensibles Ökosystem. Die Arktis leidet bereits extrem unter den Folgen des Klimawandels – eine regelmäßige kommerzielle Schifffahrt könnte diesen Trend dramatisch verstärken.
Eine Havarie oder der Verlust von Gefahrgut hätte katastrophale Folgen.

Zweitens liegt die Nordostpassage fast vollständig in russischen Hoheitsgebieten. In der aktuellen geopolitischen Lage kann es kaum im Interesse Europas sein, neue Abhängigkeiten zu schaffen.
Auch die fehlende Infrastruktur entlang der Route birgt erhebliche Risiken: Was passiert im Notfall, bei Verletzungen oder technischen Defekten? Mir sind zumindest aktuell keine Schiffsversorger, Lotsenstationen oder Krankenhäuser entlang der Route bekannt.“

⚓ NEXMARIS-Fazit:
Die Arktisroute ist mehr als eine logistische Alternative – sie ist ein geopolitisches Signal. Während China diese Route nutzt, wird Europa auf die längere Route angewiesen sein.
Sie zeigt, wie sehr wirtschaftliche Effizienz, ökologische Verantwortung und sicherheitspolitische Stabilität miteinander verknüpft sind.
Die Frage ist also nicht nur ob diese Route machbar ist – sondern ob sie verantwortbar ist.

❓Was denken Sie:
Ist die Nordostpassage ein notwendiger Schritt zur Diversifizierung globaler Lieferketten – oder ein riskantes Spiel mit Umwelt und Sicherheit?